Offener Brief an Frau Bundesminister Korinna Schumann, Österreichische Bundesministerin für Soziales, und Frau Ulrike Königsberger-Ludwig Staatssekretärin im BM für Soziales,
Veröffentlicht von Sticha Georg in Tierschutz · Sonntag 27 Apr 2025 · 4:45
Tags: Problemhunde, 33., Verordnung, Rauch, Tierschutz, Offener, Brief, Korinna, Schumann, Ulrike, Königsberger, Ludwig, Österreich, Bundesministerin, Staatssekretärin, Soziales, Gesundheit, Pflege, Konsumentenschutz
Tags: Problemhunde, 33., Verordnung, Rauch, Tierschutz, Offener, Brief, Korinna, Schumann, Ulrike, Königsberger, Ludwig, Österreich, Bundesministerin, Staatssekretärin, Soziales, Gesundheit, Pflege, Konsumentenschutz
*Offener Brief an Frau Bundesministerin Korinna Schumann, Österreichische Bundesministerin für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, und Frau Staatssekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig im BM für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz*
Sehr geehrte Frau Bundesministerin Schumann,
sehr geehrte Frau Staatssekretärin Königsberger-Ludwig,
als engagierter Vertreter des österreichischen Hundewesens und aktiver Gebrauchshundesportler wende ich mich heute mit großer Sorge, aber auch mit dem aufrichtigen Wunsch nach Dialog und Verständnis an Sie.
Die kürzlich erlassene 33. Tierhalteverordnung, die weitreichende Einschränkungen für den Gebrauchshundesport und insbesondere die Schutzarbeit vorsieht, trifft nicht nur einen traditionsreichen Teil unserer Kultur, sondern gefährdet aus unserer Sicht auch den verantwortungsvollen Umgang mit Gebrauchshunden in Österreich.
Diese Maßnahme scheint aus unserer Sicht wichtige Aspekte moderner Hundearbeit, tierschutzkonformer Ausbildungsmethoden und den gesellschaftlichen Wert des Gebrauchshundesports nicht ausreichend zu berücksichtigen.
Der Gebrauchshundesport, und im Speziellen die Schutzarbeit, steht seit jeher unter Beobachtung und wird kontinuierlich an moderne tierschutzrelevante Standards angepasst. Unsere Arbeit basiert auf wissenschaftlich fundierten Methoden, die das Wohlbefinden der Hunde an oberste Stelle setzen. Der Begriff „Schutzarbeit“ mag Außenstehenden martialisch erscheinen, tatsächlich aber handelt es sich hierbei um hochpräzise ausgebildete Teams, bestehend aus Hund und Hundeführer, die nicht nur sportliche Leistungen erbringen, sondern auch einen wertvollen Beitrag zur Sicherheit und zum Tierschutz in unserer Gesellschaft leisten können.
Die 33. Verordnung, die pauschale Einschränkungen der Schutzarbeit vorsieht, scheint diese Realität zu übersehen. Sie stellt eine traditionsreiche und nach unserer Überzeugung tierschutzgerechte Praxis unter Generalverdacht, ohne eine ausreichend fundierte Auseinandersetzung mit deren tatsächlichen Abläufen und Standards zu ermöglichen. Anstatt auf Dialog und die Einbindung von Fachexpertise zu setzen, wurde hier offenbar ein Weg gewählt, der die Komplexität des Themas nicht vollständig würdigt.
Wir sind uns bewusst, dass Tierschutz eine zentrale Rolle in unserer Gesellschaft spielt – genau aus diesem Grund fordern wir, dass Entscheidungen auf Basis von Fachwissen, wissenschaftlichen Erkenntnissen und gelebter Praxis getroffen werden. Der Gebrauchshundesport ist nicht das Problem – vielmehr ist er Teil der Lösung, wenn es um verantwortungsvollen Umgang mit Gebrauchshunden, Verhaltenskontrolle und sinnvolle Auslastung geht.
Mit der aktuellen Verordnung besteht die Sorge, dass jahrzehntelang aufgebautes Wissen, Erfahrung und Strukturen zerstört werden – und damit auch der tierschutzgerechte Umgang mit Gebrauchshunden gefährdet wird. Hunde, die für diese Arbeit gezüchtet und ausgebildet werden, benötigen spezifische Aufgaben, um geistig und körperlich ausgelastet zu bleiben. Ein Verbot der Schutzarbeit führt nach unserer festen Überzeugung nicht zu mehr Tierschutz, sondern birgt die Gefahr des Gegenteils: unausgelastete Hunde, Verhaltensprobleme und schlimmstenfalls Tierleid.
Dass diese Verordnung auch am Willen vieler Bürgerinnen und Bürger vorbeigeht, belegen z.B. aktuelle Umfragen eindrucksvoll:
In der Heute-Zeitung, der Bezirkszeitung sowie in einer Umfrage auf dem Instagram-Kanal der Tierecke (Kronen Zeitung) haben sich im Durchschnitt jeweils rund 92 % der Befragten klar gegen ein Verbot der Gebrauchshundeausbildung ausgesprochen. Lediglich 8 % befürworten diesen Schritt.
In drei Petitionen – gestartet am 8.11.2023 und 2.3.2024 bzw. in der Parlamentarischen Petition – haben rund 75.000 Personen für den Erhalt des Gebrauchshundesports unterschrieben.
zu Zitatszwecken und Beweis der Aussage - Foto1:Bezirksblatt Foto2:Instagram Tierecke Foto3:Heute Foto4: Petitionsübersicht
Diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache und unterstreichen die Notwendigkeit einer erneuten Prüfung und eines breiten Dialogs. Als politisch Verantwortliche, die im Dienste der Bürgerinnen und Bürger dieses Landes stehen, bitten wir Sie, diese starke gesellschaftliche Resonanz ernst zu nehmen. Sie legt nahe, dass hier eine Entscheidung getroffen wurde, die von vielen Menschen als nicht praxisnah empfunden wird.
Sehr geehrte Frau Bundesministerin Schumann, sehr geehrte Frau Staatssekretärin Königsberger-Ludwig,
mit dieser Verordnung wird nicht nur in einen Sport eingegriffen – es besteht die Sorge, dass damit auch das Kulturgut Gebrauchshundesport und die jahrzehntelange Aufbauarbeit verantwortungsvoller Hundehalterinnen und Hundehalter, Züchterinnen und Züchter sowie Ausbildnerinnen und Ausbildner gefährdet werden. Viele Betroffene empfinden es als schmerzlich, dass die Entscheidung offenbar ohne ausreichende Einbindung jener getroffen wurde, die täglich an vorderster Front für das Wohl dieser Tiere stehen. Dies wird von der Gemeinschaft als Mangel an Wertschätzung wahrgenommen.
Sie tragen als Verantwortliche die Pflicht, Entscheidungen transparent und faktenbasiert zu treffen. Wir fordern Sie hiermit nachdrücklich auf, dieser Verantwortung gerecht zu werden und sicherzustellen, dass alle relevanten Perspektiven berücksichtigt werden.
Wir laden Sie nachdrücklich ein, das Gespräch mit uns zu suchen – nicht nur als Geste, sondern als notwendigen Schritt, um mögliche negative Folgen für Mensch und Tier abzuwenden und eine tragfähige Lösung zu finden. Wir bitten Sie, unser Angebot anzunehmen, denn wir stehen bereit:
* bereit, Ihnen Einblick in unsere Arbeit zu gewähren,
* bereit, Ihnen unsere Hunde und deren Ausbildung zu zeigen,
* bereit, Ihnen unsere Argumente sachlich, aber mit Nachdruck vorzutragen.
Wir erwarten von Ihnen, dass Sie sich dieser Diskussion stellen – alles andere würde dem Anspruch an eine verantwortungsvolle Sozial- und Tierschutzpolitik nicht gerecht werden.
Unter der Prämisse des Tierschutzes und der Sicherheit für die Gesellschaft sollte ein gangbarer Weg gefunden werden, um den Gebrauchshundesport zu erhalten. Gleichzeitig gilt es, das durch bestimmte Berichterstattungen möglicherweise beeinträchtigte Vertrauen der Bevölkerung in verantwortungsvoll ausgebildete Hunde wieder zu stärken.
Wir stehen zur Verfügung, um mit Ihnen in einem Gesprächstermin Aufklärung zu leisten bzw. reale Fakten zum Thema Gebrauchshundesport zu erarbeiten.
Mit freundlichen Grüßen,
Sticha Georg – Leiter des 1. Österreichischen Problemhunde Therapiezentrums
und eine Gruppe von Diensthundeführern der Polizei und des Bundesheers sowie von Hundesportlern und Tierärzten